You don´t have to post content to be content. 

Wenn ich vor einem weissen Blatt Papier sitze, natürlich nur theoretisch gemeint, denn wer sitzt heutzutage schon noch vor einem schnöden Blatt Papier. Wenn ich also besser gesagt vor meinem leeren Bildschirm sitze, eine leere Seite vor mir, dann kommt mir ziemlich oft der Gedanke, dass all das, was ich so mache, sinnlos und eigentlich völlig nichtssagend ist. Egal ist. Und eigentlich keinen Sinn ergibt. Denn sind wir doch mal ehrlich – kaum jemand, mich selbstverständlich eingeschlossen, die da so den ganzen lieben langen Tag vor sich hin bloggen und schreiben und Doityourselfen und vor sich hinkreieren, hat doch wirklich etwas Bahnbrechendes mitzuteilen. Etwas wirklich neues, innovatives oder etwas, das die Welt nachhaltig bewegt oder verändert. Oder täusche ich mich? Wenn ich mal genau hinschaue ist fast alles doch irgendwie nicht mehr als Copypaste. Wir sind knapp 8 Milliarden Persönlichkeiten auf einer Kugel, die da so ist. Und nahezu jeder auf diesem Planeten, mich selbstverständlich auch eingenommen, denkt, er wäre einzigartig. Hätte seinen ganz eigenen Lebensstil, seine eigene individuelle Lebensweise und wäre einflussreich und inspirierend für all die anderen, die das nicht sind. Denkt jeder. Von sich, über andere. 

Aber ist das wirklich so? 

Natürlich nicht!

Ich poste, also bin ich. Oder wie jetzt?

Der Glaube, immer etwas zu sagen zu haben, ist anstrengend. Zu denken, dass alle anderen immer etwas zu sagen haben, nur man selbst nicht, ist mindestens genauso anstrengend. Zudem frustrierend. Denn augenscheinlich hat der Rest der Welt 24/7 was unfassbar tolles zu sagen und zu posten, ist natürlich megakreativ, schön, inspiriert und darüber hinaus auch noch unfassbar talentiert in allem inklusive seiner Mitteilungsbedürftigkeit. Und man selbst hat dabei nicht selten das Gefühl, nichts zu können, nichts zu wissen, nicht gut genug, nicht schön genug, nicht ideenreich genug und somit der umkreativste und uninteressanteste Mensch der Welt zu sein. 

Kaum ist man online beschleicht einen konstant das Gefühl, die ganze Welt um einen herum ist aus irgendeinem Grund unglaublich toll und nahezu jeder ist plötzlich erfolgreicher Contentcreator. Nur man selbst nicht. Zudem hat man den Eindruck, jeder einzelne ist darin auch noch wahnsinnig gut. In diesem “Createn” von Content. Denkt er/sie/es. Denken die anderen. Denke ich. Und obwohl ich weiss, dass das nicht der Realität entspricht und ich mittlerweile eigentlich viel zu alt für den ganzen Scheiss sein sollte, bin ich doch nachhaltig verunsichert und beeinflusst, stecke selbstkritisch in einer Sinnkrise fest und gehe mit einem schalen Beigeschmack durchs Leben.

Dabei bin ich natürlich durchaus auch immer mal wieder begeistert, was all die andern so zu sagen haben. Wie hübsch einige Blogs gemacht sind. Wieviel Liebe und Arbeit in manchen Projekten steckt. Wie toll vieles davon umgesetzt wurde. Und wie gut manch einer doch im Vermarkten von sich selbst oder von äh…. Dingens ist. Inhaltlich ähnelt einiges davon zwar einem Meter Feldweg oder einer Scheibe trockenem Brot, aber das scheint viele nicht zu stören. Und das meine ich alles andere als despektierlich. Im Gegenteil. Ich bin eher fasziniert. 

Ich verstehe jedoch den Hype um so manchen Influencer einfach nicht. Und kann den einen oder anderen Erfolg einfach nicht nachvollziehen, so sehr ich mich auch bemühe. Ich verstehe das System nicht, das dahinter steckt. Oft haben die am wenigsten Kreativen und oft auch die beeindruckend Langweiligsten gefühlt die meiste Reichweite, während andere, die wirklich etwas könnten oder zu sagen hätten, die kreativ sind und ihr Ding richtig gut machen, kaum Erfolg damit. Und dennoch – wenn ich mir manche Blogs und Social Media Profile so angucke, Copypaste hin oder her, kann ich nicht anders als mir ganz oft zu denken, wie toll das alle machen. Wie ideenreich alle sind. Im Gegensatz zu mir. Was für beneidenswerte Leben doch jeder zu führen scheint. Wie gross deren Freundeskreis, Leserschaft und wie hoch die Zahl ihrer Follower ist. Wenn ich das so sehe, beginne ich ganz oft an mir zu zweifeln und mich zu fragen, wieso ich überhaupt blogge. Wieso ich das überhaupt machte. Mir das antue. Diesen Frust darüber, dass ich es sowieso nicht gut kann und auch nicht interessant genug bin. Und ja ich weiss, das ist Blödsinn. Aber leider ist dieser Blödsinn tagtägliche Realität und deswegen schwer wegzudenken.

Ich weiss nicht, wieso man ständig sein will, was man nicht ist? Jeder will ganz individuell sein Ding machen und doch so sein wie all die anderen. Macht das Sinn? 

Ich bin eine von euch. Ach ne, doch nicht. 

Ich weiss eigentlich gar nicht so wirklich, wieso ich überhaupt blogge. Dabei mache ich das jetzt, seit es die Möglichkeit zu bloggen gibt. Mein erster Blog vor vielen Jahren war wie eine Offenbarung. Ich wollte immer eine eigene Homepage. Aber hatte damals einfach dank nichtvorhandener Programmierskills keine Ahnung, wie man sich selbst eine baut. Aber ohne diese kleine aber durchaus wichtige Grundvoraussetzung war das mit dem online sein und dem eigenen Gedanken ins weltweite Netz zu stellen damals noch so eine Sache. Nämlich keine. Man hätte was sagen können, aber wie und vor allem wem? Der Welt jedenfalls nicht. Vielleicht dem Menschen, der da so gerade in derselben Location rumsitzt, oder dem Nachbarn, sofern bekannt. Oder Bekanntschaften um einen herum. Dafür musste man jedoch das Telefon in die Hand nehmen und sprechen. Oder man schrieb seine Gedanken auf ein Blatt Papier. Das lag dann rum. Ging verloren. Wurde vergessen. Nicht jeder ist schliesslich ein Autor dessen Verlag händeringend nach einem neuen Hirnerguss lechzt und einem das Gedankenwerk förmlich aus den Händen reisst. Kein Vergleich zu heute. Heute kann jeder immer alles sofort in die Welt müllen. Ohne einen Lektor zu Rate gezogen zu haben, ohne Chefredaktion, die zur Sicherheit lieber nochmal drüber guckt. Das ist zwar praktisch, aber leider nicht immer gut.

Copypaste ist das neue Contentcreating oder was?

Und dann klicke ich mich durch all diese Blogs weltweit, und habe auf einmal ein Gefühl von kennichschon, weissichselber, habichschongelesen, interessiertmichnicht.

ch gucke mir an, was all die anderen Kreativen dieser Welt so machen. Und muss feststellen, dass viele davon eigentlich auch nichts zu sagen haben. Zumindest nichts Interessantes und schon gar nichts, was von ihnen selbst kommt. Sie sind lediglich sehr gut darin, bereist Bekanntes hübsch zu verpacken. Jetzt könnten wir ja alle sagen, das Rad kann nicht neu erfunden werden. Stimmt. Wieso schreiben dann aber alle immer und immer wieder darüber? 

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht auch einfach nur meckere ohne einen Hauch konstruktiver Kritik. Ich bin mir nicht mal ansatzweise klar darüber, wie man es anders oder besser machen könnte. Das Rad ist nun mal einfach schon da. Ich bin jedoch nicht bereit, jemanden toll zu finden, der nur macht was alle machen. Und das wahrscheinlich noch nicht einmal besser. Nur ähnlich. Wie oft kann man erklären, wie schön es ist, auf einer griechischen Insel mit weissen Häusern, blauem Himmel und türkisfarbenem Meer und einer Luxustasche zu sein und den Moment zu geniessen. Wahrscheinlich zig Millionen mal. Aber welches all dieser identischen Postings ist denn dann das individuellste? Und vor allem. Wieso interessiert das überhaupt so viele? 

Denn mal ehrlich: wie oft kann man wirklich erklären, wie man aus Kastanien ein Kastanienmännchen basteln kann? Früher gab es dafür genau eine Person und das war die Kindergartentante. Heute zeigt mir Google about 255.000 results. Wären das alles unterschiedliche Ideen, wäre ich beeindruckt. Aber mal ehrlich. Von den 255.000 Ergebnissen sind 254.998 nahezu identisch. Eine Idee, gefühlt 255.000 mal kopiert. 

Die Welt ändert sich. In eine seltsame Richtung. Und nein, ich bin nicht zu alt für den Scheiss – ich bin wahrscheinlich einfach nur zu kritisch. Mit der Welt und mit mir selbst. Ich bin nicht gut darin, mich selbst besser zu machen, als ich bin. Das ist mein Problem. Und deswegen werde ich wohl nur schwer mithalten können, mit all diesen tollen Menschen, die es da so zu geben scheint. Aber muss ich das überhaupt? Ich denke nicht. Ich weiss. Aber ich bin noch nicht so weit, das auch zu verinnerlichen. 

Nicht, dass am Ende alles umsonst war weil das, was ich für wichtig erachte, allen anderen einfach total egal ist.

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