Eine Selbstkritik.
Mal ehrlich. Die Weihnachtszeit ohne Kekse wäre irgendwie komisch. Da würde verdammt viel fehlen. Und ich backe ja eigentlich auch das ganze Jahr über ständig und unheimlich gerne Kekse. Natürlich also erst recht an Weihnachten!
Aber ich muss gestehen, dass ich nicht besonders gut im Weihnachtskeksebacken bin. Ich kann mir allerdings nicht so recht erklären warum. Vielleicht liegt es daran, dass ich filigranes Gefummel , Entschuldigung für den Ausdruck, zum Kotzen finde. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich zwar Geduld habe, aber trotzdem ungeduldig bin. Das passt jetzt nicht so richtig zusammen, ich weiss. Aber es gibt für mich einfach einen Unterschied zwischen geduldig sein, wenn es Sinn macht und aufgezwungener Geduld mit Rezepten, die für mich der Schikane ziemlich nahe kommen. Da muss gekühlt und gewartet werden. Die Zutaten sollen bitte in der richtigen Reihenfolge zusammengeklöppelt und zwischendurch immer mal wieder in Ruhe gelassen oder in Folie gewickelt oder in den Kühlschrank gelegt oder oder oder werden. Das ist mir alles zu blöd. Und so habe ich wahrscheinlich tief in mir drinnen eine unbewusste Abneigung gegen Kompliziertes in Backangelegenheiten entwickelt. Alles was man nicht mit Gefühl sondern nach bestimmten Regeln zu tun hat passt nicht in mein Verständnis fürs Backen mit Liebe. So einfach ist das. Und das ist wahrscheinlich mein Problem.
UNTERM JAHR KLAPPTS MIT MIR UND DEM BACKEN
Wenn ich das Jahr über “Einfach-so”-Cookies backe, werden die immer super, lassen sich prima lagern und schmecken auch immer ganz wunderbar.
Aber wenn ich Weihnachtskekse backe, dann gehören die ganz oft in die Kategorie “gehtso”. Und ich kann mir partout nicht erklären wieso.
Meine Vanillekipferl werden gut. Da hab ich ein idiotensicheres Rezept. Und habe auch festgestellt, dass die sich im Keksglas ganz prima lange halten. Juhu. Ist wenigstens schon mal ein Anfang.
Und mein Mandelplätzchenrezept ist auch super. Aber das sind ja eigentlich, wenn man ehrlich ist, nicht so wirklich richtige Weihnachtskekse. Nur weil ein Keks eine Weihnachtsbaumform hat muss es ja noch lange nicht nach Weihnachten schmecken.
Trotzdem kann ich damit ein wenig so tun als ob. Und verpackt in Sternchentüten mit Klimbim und Gedöns an die Kekstüte gebastelt sieht mein weihnachtliches Mitbringsel dann auch recht beeindruckend aus. Und dank Rum und Zimt schmecken sie ja auch ein wenig nach Weihnachtszeit. Geht doch!
Aber sonst…
HOCHGLANZMAGAZINKEKSE ALL ÜBERALL
Wenn ich von anderen zu Weihnachten mit Selbstgebackenem beschenkt werde beginne ich jedesmal sofort an meinen eigenen bescheidenen Backkünsten zu zweifeln.
Da halte ich Kekstüten in der Hand die aussehen, als wären sie direkt aus einem Hochglanzmagazin geplumpst. Unendlich viele verschiedene Sorten Kekse, alle winzig klein, wundersam glänzend goldgelb knusprig, traumschön verziert und bis ins letzte Detail liebevoll gemacht.
Zuckerglasur wie gemalt. Ausgestochen wie vom Profikonditor. Schneeweisser Zuckerguss in Perfektion. Makronen fluffig leicht wunderbar geformt. Wie Kunstwerke. Und dazu noch Kekse in so vielen verschiedenen Sorten! Linzer Augen, diese Schachbrettmusterdinger, Kringel zartschmelzend, überzogen mit glänzender Schokoladenkuvertüre.
Und wenn ich dann noch auf Instagram oder Pinterest auf die Suche nach Ideen gehe, bin ich meist endgültig frustriert. Diese perfekt inszenierten Fotos – das krieg ich so einfach nicht hin. Und auch wenn ich weiss dass vieles davon niemals selber gebacken wurde oder im Profi-Fotostudio mit perfekter Ausleuchtung und Profiequipment hübsch drapiert worden ist – man nimmt es ja doch als Massstab. Ob man will oder nicht.
Ehrlich gesagt glaube ich einfach nicht mehr alles. Dieses “rumgefake” nervt!
Ehrlichkeit ist mein neuer Lieblingsmodus. Und echt zu sein ist mir zudem auch noch viel sympathischer. Ich kann diese “Fakerei ” langsam einfach nicht mehr ertragen.
EINFACH MAL MACHEN. ES GIBT KEIN RICHTIG ODER FALSCH. ODER DOCH?
Ich habe einfach das Bedürfnis, ehrlich zu sein. Denn es ist nun einmal so im Leben, dass nicht alles perfekt wird. Und nicht perfekt aussieht. Und nicht alles auf Anhieb gelingt. Und ich möchte das auch sagen dürfen, ohne dass ich blöd dastehe. Ich will eigentlich nicht so tun als ob. Und trotzdem fühle ich mich schlecht.
Ich kann nämlich nicht mal Kokosmakronen so richtig. Entweder fallen sie direkt auseinander oder krümeln langsam aber bestimmt fröhlich vor sich hin. Oder werden nach kurzer Zeit steinhart. Ich bin nicht nur nicht gut im Backen von Weihnachtsplätzchen, ich krieg die Dinger auch nicht vernünftig über mehrere Tage gelagert ohne dass sie ihre ursprüngliche Konsistenz dreimal ändern.
Es ist zum Verrücktwerden!
Letzte Woche habe ich Elisenlebkuchen gebacken. Oder es zumindest versucht. Super Idee… nicht! Geschmacklich waren sie zwar ganz lecker, aber optisch sahen sie aus wie Mandelmakronen über die ein Bus gefahren ist. Und die Konsistenz ähnelte alten Mandelmakronen von vorletzter Saison. Sie waren irgendwie staubtrocken und krümelig aber gleichzeitig auch klebrig pampig. Dabei habe ich mich genau ans Rezept gehalten.
Na so macht Backen dann ja mal überhaupt keinen Spass.
Mich ärgert daran auch ein wenig, dass man nicht nur viel Mühe und Arbeit in die Tonne klopfen kann sondern letztendlich auch einen Haufen Geld wegwirft. Schliesslich fallen diverse Backzutaten nicht einfach so vom Himmel. Wobei ich eigentlich meist brav trotzdem alle irgendwie anderweitig verbastel. Cheesecakeboden oder Tröstetiramisu aus verunglückten Keksen schmeckt ganz wunderbar. Leider nicht aus seltsamen Lebkuchen.
Ich muss allerdings zugeben, um mich doch auch ein wenig zu loben, dass meine Kekse, was den Duft und den Geschmack angeht, durchaus super sind und oft genug besser schmecken als die allermeisten Traumschönkekse. Aber nutzt ja nix, wenn man vorhat, welche zu verschenken. Wer schenkt schon gern Kekse die zwar lecker sind jedoch doof aussehen. Eben!
Und wie Oma es immer gemacht hat, nämlich rechtzeitig vor Weihnachten zu backen und alles in Dosen im Kleiderschrank im eiskalten Gästezimmer aufzubewahren, damit man nicht so in Stress verfällt, scheint in meiner Welt auch nicht funktionieren zu wollen. Wer hat heutzutage noch ein eiskaltes Gästezimmer mit grosser Kommode und viel extra Platz, ganz so wie Omas das früher eben hatten.
So muss ich also in den sauren Apfel beissen und eine Woche vor Weihnachten alles auf einmal backen, was ich verschenken möchte. Damit ich sicher sein kann, dass die Dinger an Weihnachten noch schön knusprig sind. Und mich auf die drei Sorten beschränken, die immer schmecken und gelingen. Na immerhin.
Gerade habe ich klassischen Keksteig für Ausstechförmchen in den Kühlschrank gelegt. Brav in Folie eingewickelt. In der Hoffnung, dass wenigstens die was werden.
Ich habe vor, daraus einfach ganz schlicht Spitzbuben, also Kekse mit Marmeladefüllung, zu machen. Allerdings gibt es hier in Österreich nicht so wirklich stinknormales Johannisbeergelee zu kaufen. Na geht ja schon wieder gut los.
Jetzt improvisiere ich mit fein pürierter Konfitüre ohne Kerne, die ich mit Rum etwas strecken werde – und hoffe auf gutes Karma.
Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich diese Kekse auch nicht besonders gut lagern lassen. Im Glas aufbewahrt werden sie irgendwie komisch, in einer Keksdose aufbewahrt weich. Bei meiner Oma waren die immer so schön knusprig trotz Geleefüllung. Und das Gelee hat auch so schön geglänzt. Keine Ahnung, wie die das hingekriegt hat. Ich schaffs jedenfalls nicht. Bei mir werden die nach einiger Zeit Lagerung in der Dose einfach weich. Und weiche Butterkekse mag ich eigentlich nicht so gern.
Na dann mal auf ins Abenteuer. Ich werde berichten wie erfolgreich ich in diesem Jahr war.
Zur Not gibts wieder gebrannte Mandeln als Geschenk. Die klappen immer und machen auch was her! Thank God den Notlösungen …